Aktuell

Kreuzwacht Nr. 1 im Jahre 2017


 

 


Mit Luther durch das Jahr …

Das Lutherdenkmal zu Worms

 

Skizze

 

Bereits im Entwurf von Ernst Friedrich August Rietschel (1804 - 1861) lässt sich die „feste Burg“ in ihren Grundzügen erkennen. Der Bergfried mit Luther und seinen Vorgängern in der Mitte, darum ein weiter Hof, in den hinein eine breite, einladende Treppe führt. Umgeben von starken Mauern der geistlichen und weltlichen Mächte können sich dort die Besucher mit Luther und seiner Zeit auseinander setzen.

Dies wollen wir in 2017 auch tun. Denn: „Wer jetzig Zeiten leben will …“ müsste wieder Thesen an den Kirchentüren anschlagen, um unsere verweltlicht - politisierende Kirche an ihre missionarische Aufgabe, die Verinnerlichung der Lehre, sowie des Schutz- und Trutzliedes von der festen Burg eines Martin Luthers heranzuführen.

 

„Steh’ gottgetreulich, unverzagt, in deiner blanken Wehre,

wenn sich der Feind auch an uns wagt, es geht um Gut und Ehre“.

 

Man muss zu dem Menschenbild und der Denkmalform von Ernst Rietschel nicht unbedingt ja sagen; aber gottgetreulich, unverzagt und versehen mit der blanken Wehre des biblischen Wortes, das uns der Reformator neu geschenkt hat, sollte man schon stehen, wenn man 500 Jahre Thesenanschlag feiert und dabei die Begriffe reformatorisch oder lutherisch in den Mund nimmt; - sonst wird die Bezeichnung Protestant zum politischen Etikettenschwindel.

Rietschel hat als bedeutender klassizistischer Bildhauer viele Büsten, Standbilder und Denkmäler geschaffen und erhielt in den Jahren 1858 / 59 den Auftrag zur Schaffung des Lutherdenkmals zu Worms. Den Gesamtentwurf sowie die Statuen von Luther und Wyclif schuf er vor seinem Tode (21.02.1861, Dresden) noch selbst. Alle anderen Bildwerke schufen seine Schüler: Adolf von Donndorf, Gustav Adolf Kietz und Johannes Schilling. Sie stellten auch dieses größte Reformationsdenkmal der Welt zusammen mit H. Nikolai (Architektur) fertig, sodass es am 25.06.1868, 7 Jahre nach dem Tode Rietschels, eingeweiht werden konnte.


Martin Luther
*  10.11.1483, Eisleben, Grafschaft Mansfeld
† 18.02.1546, Eisleben, Grafschaft Mansfeld

Luther

 

Über Martin Luther werden wir in den Heften des Jahres 2017 so viel erfahren, dass es sich hier erübrigt, auf ihn einzugehen. Rietschel sieht ihn als kraftvollen Helden im Talar, mit der Faust auf der Bibel und hochgerecktem Antlitz, der als Sieger in der Verteidigung seiner Thesen vor Kaiser und Reich auf dem Reichstag 1521 das Feld behauptet.

 

Jan Hus

* um 1369, Husinec u Netolic, Prachiner Kreis, Böhmen

 † 06.07.1415, Konstanz

Martin Hus

 

Jan Hus war Führer der religiös-nationalen Reformbewegung in Böhmen. Er wurde 1400 Priester, 1402 Rektor der Universität Prag und wurde am 06.07.1415 in Konstanz als Ketzer verbrannt. Als ein Mann von großer sittlicher Strenge und tiefer Frömmigkeit hielt er, beeinflusst von den Schülern und Schriften Wyclifs, in der Bethlehemskapelle in Prag flammende Predigten gegen die Verweltlichung der Kirche und die Laster des Klerus.

Er bekämpfte den Ablass, definierte mit Wyclif in seiner Schrift „De ecclesia“ (1413) die Kirche als die Gemeinschaft der Erwählten und bezeichnete es als Pflicht der Christen, den vom Gesetz abirrenden Priestern den Gehorsam zu verweigern. Er betrieb die Tschechisierung der Prager Universität und schuf die tschechische Schriftsprache. Trotz Geleitbrief des Kaisers Sigismund (1368 - 1437) wurde er in Konstanz gefangen gesetzt und sollte in einer öffentlichen Verhandlung vom 05. - 08.06.1415 seine Lehren widerrufen. Dies lehnte er ab und erlitt am 06.07.1415, standhaft singend und betend, den Feuertod.

In Böhmen wurde er alsbald als Märtyrer gefeiert und der Hass der Tschechen auf den wortbrüchigen deutschen Kaiser Sigismund ging über in die Hussitenkriege, die nach dem Tode König Wenzels, im Jahre 1419 offen ausbrachen und nicht nur vielen Priestern und Nonnen das Leben kosteten. Die Hussitenheere unter Žižka und Prokop verbreiteten Angst und Schrecken von Siebenbürgen bis zur Ostsee. Erst als sie 1432 das gegen sie aufgebotene 3. Kreuzzugsheer vernichteten, sah sich Kaiser Sigismund gezwungen, mit den Hussiten zu verhandeln.

Jan Hus ist mit seiner Berufung auf die Heilige Schrift und seinem Mut, allein seinem schriftgebundenen Gewissen zu folgen, zu einem Vorläufer der Reformation geworden.

 

 


Girolamo Savonarola
* 21.09.1452, Ferrara, Italien

23.05.1498, Florenz, Italien

Savonarola

Der Dominikanermönch zeichnete sich durch fleißiges Studium und enthaltsame Lebensweise aus. Seine Predigten machten nurwenig Eindruck in der Bevölkerung. Dies änderte sich, als er 1490 nach Florenz kam und Prior des St. Markusklosters wurde. Tief erschüttert durch denSittenverfall unter Regierung, Klerus und Bevölkerung der Stadt entwickelte er sich bald zu einem gewaltigen Bußprediger.          

Vom brennenden Eifer um das Seelenheil der Gläubigen getrieben, geißelte er deren Unsittlichkeit und bestand auf ihrer Bekehrung. Savonarola gewann großen Einfluss auf die Volksmassen, vor allem auf die Kinder und Jugendlichen, die er in einer Art Sitten- oder Religionspolizei organisierte. Trotz Förderung durch Lorenzo di Medici, veranlasste er die Volksmassen nach dessen Tod, Piero di Medici aus Florenz zu vertreiben. Danach wurde ihm vom Volk diktatorische Gewalt übertragen. Sie nutzte er, um im Jahr 1495 eine christokratische Ordnung zu errichten. Predigtverbot und Exkommunikation durch Papst Alexander VI. beachtete er nicht. In 1497 schickte er seine Kinderpolizei aus um pornographische Bilder und Schriften sowie Luxusgüter einzusammeln und die „Verbrennung der Eitelkeiten“ auf der Piazza della Signorina zu organisieren. Selbst der Maler Sandro Botticelli (1445 - 1510) übergab einige seiner Werke persönlich den Flammen.

Von 1494 bis zu seinem Tode war er mit seinen Volksmassen praktisch der Herr von Florenz. Als er jedoch versuchte, auf die europäische Politik Einfluss zu nehmen, taten sich seine Widersacher zusammen. Da auch die Bevölkerung von Florenz wegen seiner asketischen Strenge und seines prophetischen Selbstbewusstseins von ihm abfiel und das Kloster St. Markus stürmte, waren seine Tage gezählt. Nach grausamer Folterung und kurzem Prozess wurde er mit zwei Mitbrüdern (Domenico Buonvinci und Silvestro Maruffi) auf der Piazza della Signorina erhängt, sein Leichnam verbrannt und seine Asche in den Arno gestreut.

Girolamo Savonarola war ein sittenreiner Mönch. Die Macht seines Wortes und seine visionäre Predigt verschafften ihm Einfluss auf die Volksmassen, aber auch auf Einzelpersonen wie Giovanni Pico della Pirandola (1463 - 1494) und Lorenzo di Medici (1449 - 1492). Die katholische Kirche und ihre Lehre hat er nie bestritten; ein Vorreformator, wie man ihn genannt hat, war er keineswegs. Er stand mit seinem Denken und Tun völlig im Mittelalter.

 

Petrus Waldus

* unbekannt, wohlhabender Kaufmann aus Lyon, Frankreich

1197, in Böhmen

Petrus Waldus

 

Etwa 350 Jahre vor Luther lebte in Lyon (Frankreich) ein reicher Kaufmann obigen Namens. Begierig hörte er die wenigen Bibelabschnitte, die in den Kirchen verlesen wurden. Sein Problem dabei war das Verständnis des Lateinischen. Es gelang ihm, zwei Priester zu gewinnen, welche die Schriften des Neuen Testamentes (NT) in die Volkssprache übersetzten. Ebenso wurden auch die Erklärungen und Aussprüche der Kirchenväter übersetzt und dem NT beigegeben. Nun konnte er mit seinen Bibelforschungen beginnen, und wurde so der Begründer der

dem Armutsideal verschriebenen religiösen Laiengemeinschaft der Waldenser.

Der Bibelvers in Matthäus 19, 21: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“ rührte ihn so an, dass er sein Vermögen im Jahre 1170 unter seiner Frau, seinen Töchtern und den Armen aufteilte. Für die Predigten von ihm und seinen Anhängern öffneten die Priester sogar ihre Kirchen.

Sein Armutsideal unterlag keiner kirchlichen Beanstandung, anders dagegen war es mit seiner Predigt, denn Waldus war „Laie“. Also bemühte er sich um eine Predigterlaubnis auf dem 3. Laterankonzil (1179), auf dem ihn Papst Alexander III. freundlich empfing. Sein Armutsgelübde bestätigte er, wegen der Predigterlaubnis verwies er Waldus an den Bischof von Lyon. Dieser verweigerte ihm und seinen Anhängern jedoch die Predigterlaubnis.    


Nachdem sich Waldus auf die Apostelgeschichte 5,29 berief: „Man muss Gott mehr gehorchen denn den Menschen“, wurden er und seine Anhänger aus Lyon vertrieben. Erst von dieser Zeit an gelten die Anhänger und Nachfahren des Petrus Waldus als Waldenser und schismatische (kirchenspaltende) Bewegung. Sie werden mit anderen Häretikern (Verfolger einer Irrlehre) auf dem Konzil von Verona (1184) verdammt. Die „Armen von Lyon“ haben indessen nichts Häretisches an sich. Sie sind einfach eine biblizistisch - rigoristische Bewegung, ihre Theologie ist mittelalterlich. Mittelpunkt der Schrift ist für sie die Bergpredigt, die sie wörtlich befolgen wollen.

Ihre Zeitgenossen loben ihren Eifer, ihre Arbeitsamkeit und ihren Lebenswandel. Ein weiteres Konzil in Toulouse (1229) verbietet das Lesen der Bibel in der Volkssprache, und zwar den Priestern sowohl als auch den Laien. Im Konzil von Tarragona (1234) wird die Inquisition zur Aufspürung und Bestrafung der Ketzer eingeführt. Tausende enden in den Kerkern und auf den Scheiterhaufen. Viele fliehen in die entlegenen Täler Piemonts und Savoyens. Andere lassen sich in Neapel, in der Schweiz, in Württemberg, Nordhessen und auch im Rhein - Main - Gebiet in: Walldorf, Neu - Isenburg, Dornholzhausen, im vorderen Odenwald: Rohrbach, Wembach, Hahn nieder. Andere wanderten von Genf aus (Glorreiche Rückkehr, 1669) wieder zurück in ihre Täler. Petrus Waldus war schon frühzeitig nach Böhmen geflohen und starb daselbst 1197.

Ehe die Verfolgung über sie hereinbrach, beklagten sie zwar das Verderben in der Kirche; bekannten sich jedoch zu fast allen ihren Lehren. Nach der Verfolgung galt ihnen Rom als die Kirche des Antichristen und sie verwarfen die Heiligenverehrung, das Fegefeuer, die Ohrenbeichte, den Eid, alle Kirchensatzungen sowie die Todesstrafe. Infolge ihrer Berührung mit den Böhmischen Brüdern (Hussiten) im 15. Jahrhundert kamen sie zu einer klaren Erkenntnis der evangelischen Lehre. Später holten sie sich Rat bei den reformierten Predigern Martin Bucer (1491 - 1551) und Johannes Oekolampad (1482 - 1531), ließen ihre Lehre von 7 Sakramenten, vom freien Willen, von dem Verdienst Christi fallen, und wurden Calvinisten.

…Heute gibt es etwa 100.000 Waldenser in Italien, in Argentinien und Uruguay. In der Schweiz, Frankreich und den U.S.A haben sie sich meist reformierten Kirchen, oder in Deutschland, den Landeskirchen angeschlossen.


 


John Wiclif

* um 1320, Spreswell, bei Wycliffe on Tees, Yorkshire, England

31.12.1384, Lutherworth, Leicestershire, England

John Wiclif

 

Wiclif studierte an der University of Oxford, im Balliol-, Queens- und Merton College, vor allem Dogmatik und Kirchenrecht. Er wurde Pfarrer in verschiedenen kirchlichen Stellen, die von weltlichen Fürsten vergeben wurden (Patronatsrecht). Sie garantierten ihm die finanzielle Unabhängigkeit zur Fortsetzung seiner Studien und brachten ihm den Beinamen „Doctor evangelicus“ ein.

Er lehrte, dass „Macht allein durch Gnade“ verliehen werde, bestritt den politischen Machtanspruch des Papstes und propagierte ein frühes „Königs - Gottes - Gnadentum“ das er, nach Misserfolgen, letztlich gegenüber dem Papst auch durchsetzte. Er vertrat, nach der Berufung durch König Eduard III., England mit weiteren Priestern auf dem Friedenskongress in Brügge (1734) und handelte mit den Vertretern des Papstes außer den politischen Friedensbedingungen auch Verbesserungen im kirchlichen Leben Englands aus.

Durch Bibelstudium gelangte er zu seiner Grundforderung einer armen apostolischen Kirche und schlug eine Säkularisierung des Kirchengutes vor. Nach seiner Auffassung hatte sich der


Papst in weltlichen Dingen dem König unter zu ordnen. Seine Hauptgegner waren hier die Mönche der besitzenden Orden. 1377 wurden 18 von ihm verfassten Sentenzen* durch Papst Gregor XI. verurteilt. Diese Verurteilung ließ sich allerdings auf englischem Boden nicht durchsetzen. Wiclif baute nun seine Anschauungen zu einem umfassenden Angriff auf das herrschende Kirchen- und Dogmensystem aus und ließ nur die Bibel als Grundlage für verbindliche Aussagen gelten. Er bestritt die Sakramente und Ohrenbeichte, bekämpfte den Klerus, besonders die Hierarchie, und schuf sich selbst in den Lollarden (Laienprediger) eine Schutztruppe, die allerdings später in Ungnade fiel. Neben unzähligen Veröffentlichungen begann er die Bibel in die englische Volkssprache zu übersetzen. Theologisch berief er sich auf den Kirchenvater Augustin. Sein Programm und seine Begründung, seine Bibelnähe und seine denkerische Energie machen ihn zu einem der bedeutendsten Vorreformatoren. Jedoch blieb die Bibel bei ihm das göttliche Gesetz. Das Verständnis ihrer heilbringenden, Sünden vergebenden Wirkung blieb ihm fremd. Er starb infolge eines Schlaganfalls während einer Messe.

28 Jahre nach seinem Tode, im Jahre 1412, wurden weitere 267 Sentenzen von ihm verurteilt. Auf dem Konzil zu Konstanz - 31 Jahre nach seinem Tode - wurden am 04.05.1415 nochmals 45 von ihm verfassten Sentenzen verurteilt und er selbst posthum zum Ketzer erklärt. Seine Gebeine sollten ausgegraben und verbrannt werden, was 1428 durch Bischof Richard Fleming von Lincoln auch tatsächlich geschah.

 

* Sentenzen sind Sinnsprüche mit Lehrcharakter und zeugen ob ihrer Prägnanz von Erkenntnis und Lebensweisheit. Sie wenden sich mit Witz und Scharfzüngigkeit an den Verstand des Lesers.

 

Philipp Melanchthon

*  16.02.1497, Bretten

19.04.1560, Lutherstadt Wittenberg

Philipp Melanchthon

 

Großneffe von Johann Reuchlin der ihn förderte, Professor in Wittenberg, Philologe, Philosoph, Humanist, Lehrbuchautor und Theologe, Freund Martin Luthers.

Philipp Melanchthon (Schwartzerdt), der mit 12 Jahren die Universität Heidelberg bezog, war neben Luther die treibende Kraft der deutschen und europäischen Reformation. Er wurde „Praeceptor Germaniae“ (Lehrer Deutschlands) genannt.

 

Johann Reuchlin

* 22.02.1455, Pforzheim

30.06.1522, Stuttgart

Johann Reuchlin

 

Studium an der Universität in Freiburg. Philosoph, Humanist, Jurist und Diplomat. Als letzterer stand er in Diensten des Grafen Eberhard von Württemberg (1445 - 1496). Er war ein Förderer von Philipp Melanchthon. Ins Ausland führten ihn diplomatische Missionen des Grafen, der 1495 zum Herzog Eberhard I. im Bart von Württemberg erhoben wurde. Bis zu zur Vertreibung von Eberhards Nachfolger Ulrich von Württemberg (1487 - 1550) im Jahre 1519, war er Richter des Schwäbischen Bundes. Ulrich kehrte nach 15 Jahren aus dem Exil zurück, führte 1534 die Reformation ein und erließ 1536 eine Kirchenordnung.

Luther

 

Der „Bergfried“ mit Martin Luther als Zentralfigur

 

„Aber Christus lebt, und wir werden in Worms einziehen

allen Pforten der Hölle zum Trotz!“

 

Luther aus Frankfurt am 14.04.1521 an Spalatin, Berater des sächsischen Kurfürsten, in Worms.


Philipp der Großmütige, Landgraf

*13.11.1504, Marburg

† 31.03.1567, Kassel

Landgraf Philipp

Förderer der Reformation und einer der Führer des von evangelischen Fürsten gegründeten schmalkaldischen Bundes. Er wurde auf Betreiben seiner Mutter von Kaiser Maximilian I. mit 13                                    Jaren für mündig erklärt, damit er von seinem früh verstorbenen Vater die Regentschaft übernehmen konnte. Noch 1523 ließ er alle lutherischen Prediger des Landes verweisen, um sich ab


1524 zur Lehre Luthers zu bekennen. Mit Johann von Sachsen schloss er 1526 den Torgauer Bund, führte die Reformation in Hessen ein und hob alle Klöster auf. 

Am 01.07.1527 gründete er die (Philipps-) Universität in Marburg als erste protestantische Hochschule der Welt. Seine sozialreformerische Haltung bewies er im Deutschen Bauernkrieg. Er ließ  zwar die Aufstände in Hersfeld, Fulda und Frankenhausen (Thomas Müntzer) niederschlagen, ging aber auch deren Ursachen nach und ließ Missstände abstellen. Grundsätzlich lehnte er die Hinrichtung von Menschen aus Glaubensgründen ab.

Im Vertrag mit Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490 - 1545) im Jahre 1528 erreichte er den Verzicht über die geistliche Gerichtsbarkeit in Hessen durch Kur - Mainz. 1529 lud er Luther und Zwingli zu einem Religionsgespräch nach Marburg ein und wurde 1531 einer der Mitgründer des schmalkaldischen Bundes. Nach der Schlacht von Lauffen (1534) gegen Österreich konnte durch ihn der vertriebene Herzog Ulrich von Württemberg wieder in sein Land zurück, um dort die Reformation einzuführen. Auf dem Reichstag in Speyer nahm er als Vertreter der protestantischen Minderheit teil.

Seine Doppelehe mit (1) Christine von Sachsen und (2) Margarethe von der Saale brachte ihm nicht nur persönliches Ungemach ein (auf Bigamie stand die Todesstrafe), sondern löste auch in der Reformation eine Krise aus. Luther, Melanchthon und Bucer sanktionierten diese „Ehe zur Linken“, in dem sie auf die Sage des Grafen von Gleichen verwiesen:

 

Dieser verheiratete Graf hatte Frau und Kinder und war mit Ludwig IV. dem Heiligen, Landgraf von Thüringen und Pfalzgraf von Sachsen, in 1227 zu einem Kreuzzug aufgebrochen. Im Orient wurde er versklavt, und kam durch die Liebe einer Sultanstochter - die er heiratete - wieder frei. Nach der Rückkehr mit seiner zweiten Gemahlin, taufte der Papst die Mohammedanerin und erteilte die Genehmigung zur Doppelehe des Grafen.

 

Aus diesen und anderen Gründen musste sich Philipp im schmalkaldischen Krieg 1546 / 47 Kaiser Karl V. (1500 - 1558) unterwerfen und wurde 5 Jahre in den Niederlanden gefangen gehalten, ehe er wieder die Regierungsgeschäfte Hessens übernehmen konnte.

 

Arthur Heidenhain schreibt in seiner Doktorarbeit über ihn:

„Von vornherein abweisen möchte ich die Auffassung, als sei die Forderung der Duldsamkeit bei dem Landgrafen nur ein Prinzip politischer Zweckmäßigkeit gewesen: durch sein ganzes Leben, auch wo sie ihm politisch nicht dienlich sein, ja, sogar den Ruf seiner Rechtgläubigkeit gefährden konnte, hat der Landgraf eine vorurteillose Humanität bewiesen, die dem Zeitalter weit vorauseilt: man denke an seine Milde gegenüber den Bauern, den Wiedertäufern, den Juden, dem überall verfolgten Kaspar (Schwenkfeld von Ossig, 1490 - 1561) und seinen Genossen; an den Grundsatz, den er testamentarisch seinen Söhnen hinterließ:

Niemanden um des Glaubens willen am Leben strafen.“


Friedrich III. der Weise, Kurfürst

 

* 17.01.1463, Schloss Hartenfels in Torgau

† 05.05.1525, Lochau, Grab + Epitaph in der Schlosskirche zu Wittenberg

Friedrich der dritte

 

Landesherr und Beschützer Luthers. Er lehnte bei der Kaiserwahl 1519 die ihm angetragene Kandidatur ab, worauf die Reichskrone zu seinen Füßen hinweist. Ihm war durch den Tod seines Vaters, Ernst von Sachsen (1441 - 1486) das sächsische Kurland und die Kurwürde zugefallen. Trotzdem regierte er zusammen mit seinem Bruder, Johann dem Beständigen, den weitgestreuten, sächsischen Besitz.
Die vielen Erz- und Silberminen, sowie die Einkünfte aus den 7 Münzstätten Sachsens, sicherten ihm die finanzielle Unabhängigkeit.

Tief fromm, keine Messe versäumend, besaß er die drittgrößte Reliquiensammlung seiner Zeit. 

Diese erweiterte er ständig, bis sie einem Gegenwert von 2 Millionen Jahren Ablass entsprach. Sein Reformdenken war politischer, nicht theologischer Art. Er versuchte die Macht des Kaisers und der Kurie zurück zu drängen, in dem er die Position der Territorialfürsten stärkte. Persönlich ärgerte er sich über die zweimalige Ablehnung einer Ehe mit der Tochter von Kaiser Maximilian (1449 - 1519), gen. „der letzte Ritter“.

Friedrich III. erkannte das römische Ketzerurteil gegen Luther im Jahre 1518 nicht an, verschaffte ihm ein freies Geleit zum Reichstag in Worms und verbarg denselben nach seiner Ächtung auf der Wartburg. All dies brachte ihn in einen Interessenkonflikt mit dem Kaiser und dem Papsttum in Rom. Seine Abneigung, religiös motivierte Kriege zu führen und sein kluges Handeln bei der Kaiserwahl am 28.06.1519 in Frankfurt, brachte ihm den Beinamen „der Weise“ ein.

Dort wurde Kaiser Karl V. erst gewählt, nachdem er die Mitentscheidung der Reichsstände bei nationalen Fragen zugestanden hatte.

Friedrich der Weise war nicht verheiratet und hatte mit der unstandesgemäßen Anna Weller mehrere Kinder. Trotzdem verlieh ihm Papst Leo X. 1518 die Goldene Rose, die höchste Auszeichnung des Papstes für besondere Verdienste um die katholische Kirche. In Wirklichkeit aber wollte er ihn bewegen, Luther an das Ketzergericht auszuliefern.

Friedrich der Weise, der Luther vor der Kirchengerichtsbarkeit ebenso wie vor dem Vollzug der kaiserlichen Acht in Schutz nahm, trug mit seiner stillen und beharrlichen Art entscheidend zur Ausbreitung der reformatorischen Ideen bei. Er war einer der wenigen Fürsten, die gegen die Vernichtung der Bauern während der Bauernkriege waren.

Erst auf dem Sterbebett ließ er sich das Abendmahl auf protestantische Art reichen, was als ein spätes Bekenntnis zur protestantischen Konfession gewertet werden kann.

Friedrich der Weise wurde in der von ihm erbauten und ausgestatteten Wittenberger Schlosskirche beigesetzt.



Speyer 1529
Speyer

 

Auf dem Reichstag von Speyer 1529 protestierten die evangelischen Stände gegen einen Beschluss der Reichsversammlung, der die Fortsetzung des Reformwerkes verbot; von daher die Bezeichnung:

 

 „Protestanten“

 

Augsburg 1530
Augsburg

 

In Augsburg legten die Evangelischen am 25.06.1530 Kaiser Karl V. ihr Glaubensbekenntnis (Confessio Augustana) vor. 25 Jahre später, im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde das geistliche und politische Nebeneinander der Konfessionen geregelt.

Mit dem Augsburger Friedenswerk wurden durch reichsrechtliche Beschlüsse die grundlegenden Bedingungen für eine friedliche und dauerhafte  Koexistenz von  Luthertum  und  Katholizismus im Heiligen

Römischen Reich Deutscher Nation festgesetzt. Dazu zählten einerseits eine weitgehende Verwirklichung der Parität der Konfessionen durch den Gleichheitsgrundsatz, andererseits die Verkündung eines Landfriedens. Außerdem verdrängte der Augsburger Reichs- und Religionsfrieden die Idee des universalen christlichen Kaisertums, wobei die Vorstellung einer eventuellen späteren Wiedervereinigung der beiden Konfessionen nicht ausgeschlossen wurde. Im Allgemeinen wird der Augsburger Religionsfrieden als vorläufiger Abschluss der Reformation in Deutschland angesehen, die 1517 durch Martin Luther (Augustinermönch) in Gang gebracht worden war.

 

 

Magdeburg 1631
Magdeburg

 

Magdeburg wurde im 30-jährigen Krieg auf Befehl des Heerführers der katholischen Liga, Tilli, im Jahre 1631 geplündert und zerstört.

Unter den Zinnen der Mauer befinden sich die Wappen von 27 Städten, wie: Braunschweig, Bremen, Konstanz, Eisenach, Augsburg, Eisleben, Emden, Erfurt, Frankfurt a/M, Schwäbisch Hall,

Hamburg, Heilbronn, Jena, Speyer, Königsberg, Leipzig, Lindau, Lübeck, Marburg, Memmingen, Nördlingen, Riga, Magdeburg, Schmalkalden, Straßburg, Ulm und Wittenberg, die sich der Reformation angeschlossen haben.

Weitere Wappen, Bildwerke, Sinnsprüche und Spruchbänder schmücken und umlaufen den Sockel des Denkmalmittelpunktes.

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